Der SV 04 Oberlosa gewinnt gegen Ligaprimus Hildesheim
Ein historischer Sieg für den Plauener Handball. Der SV 04 Oberlosa schlägt den Aufstiegstopfavoriten Hildesheim mit 28:26 (11:10). Die Spitzenstädter lagen bereits mit 13:18 (40.) hinten und kämpften den Vorjahresmeister der Staffel Nord-West dann doch noch nieder.
Grenzenloser Jubel. Das hat es noch nie gegeben. Das Internetportal Handball-World berichtete noch kurz vor Mitternacht von dieser „großen Überraschung“ aus der Kurt-Helbig-Sporthalle. Gäste-Trainer Daniel Deutsch schaute am Samstagabend ungläubig auf die Anzeigetafel: „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren nur zwei Spiele verloren. Das sagt alles dazu, was heute hier passiert ist“, stellte der ehemalige Zweitligaspieler fest. Beim HC Eintracht Hildesheim – 3 Aufstiege in die 1. Bundesliga in den letzten 25 Jahren – war man schon zur Pause stinksauer. Plauen führte zum Saisonauftakt mit 11:10. Vor drei Jahren unterlagen die Oberlosaer im Punktekampf noch deutlich: 21:28 (Heimspiel) und 18:32 (auswärts). „Aber wir haben uns entwickelt. Wir sind heute viel breiter aufgestellt“, lieferte der eiskalte Siebenmeterverwandler Sebastian Naumann einen ersten Erklärungsversuch.
Tim Stäglich, der Held des Tages, verriet im Anschluss: „Wir wollten nicht nur ein gutes Ergebnis. Wir wollten diese Sensation.“ Der 24-Jährige lieferte als Linksaußen insgesamt fünf Tore ab und Tim schoss eben 42 Sekunden vor Schluss Oberlosa auch zum siebenten Mal in Führung (27:26). Das vom TSV Oelsnitz stammende Oberlosaer Eigengewächs konnte kurz nach dem Abpfiff noch gar nicht realisieren, was da gerade vor seinen Augen abging. „Wir sind letzte Saison nicht abgestiegen, weil wir nie aufgegeben haben. Ich glaube, das macht auch mich persönlich aus“, staunte Tim Stäglich über die Welle der Begeisterung.
Der SV 04 glänzte zunächst 30 Minuten lang mit einer bombastischen Abwehr. Schlussmann Patryk Foluszny bekam für elf Glanzparaden Szenenapplaus. „Wir haben in der Bilanz sogar zwei, drei Tore verschenkt. Aber die 11:10-Pausenführung war natürlich wichtig für den Kopf“, wusste SV-Cheftrainer Ladislav Brykner. Nach dem Seitenwechsel kam es wie es kommen musste. Heidenheim kam wütend aus der Kabine und wendete binnen zehn Minuten das Blatt: 13:18 (40.). Gästetrainer Daniel Deutsch war fassungslos: „Das Spiel musst du dann klar für dich entscheiden. Ich habe bereits vor dem Spiel vor Plauen gewarnt. Aber meine Mannschaft hat einfach überheblich agiert und das nicht Ernst genommen.“
Auf der Oberlosaer Bank erkannte Co-Trainer Jörg Grüner ganz schnell die Gelegenheit: „Torhüterwechsel!“ Von nun an brachte Henric Ebert – ebenfalls ein SV04-Eigengewächs – die Niedersachsen zur Verzweiflung. Aleksander Olkowski (3) und Neuzugang Teo Jezernik (4) brillierten in dieser Phase. Tim Stäglich markierte den 18:18-Ausgleich (45.). Jetzt war alles möglich. Und genau in diesem Augenblick brachten die Plauener ihre nächste Waffe: Matevž Kunst (6 Treffer). Der Spielmacher schmorte aufgrund der großen Konkurrenz im Team so lange wie noch nie auf der Bank. Ihm gehörte die Schlussphase. Immer wenn der Slowene explodierte, knickte Hildesheim ein. Oberlosa versetzte den Gästen in der Schlussphase einen Wirkungstreffer nach dem anderen. Über 20 technische Fehler der Gäste provozierte der SV 04 im gesamten Match.
Nach dem 23:20 und 26:23 für Plauen war dann aus Gästesicht aber Schluss mit lustig. Offene Manndeckung. Noch Zweieinhalb Minuten. Der Hildesheimer Jakub Tonar – Papa Micky Tonar ist der Rekordtorschütze vom EHV Aue und er saß auch in der Helbig-Halle als Gästefan – sowie Philipp Wäger (2) schafften den 26:26-Ausgleich. „Aber wir sind nicht mehr ausrechenbar und haben sehr viele Torschützen. Genau das hat uns den Sieg gebracht“, freute sich das Oberlosaer Urgestein Jörg Reifert über die beiden Siegtreffer von Tim Stäglich und Miroslav Nedoma. Der neue Kapitän Libor Hanisch hatte sein Team tatsächlich zum Sieg geführt. Wahnsinn!
Statistik
SV 04 Oberlosa: Patryk Foluszny, Henric Ebert – Tim Stäglich (5 Tore), Matevž Kunst (6), Libor Hanisch (3), Teo Jezernik (4), Leoš Petrovský, Till Koffent, Patrik Chobot, Franz Schauer (2), Lukas Meckel, Roman Becvar (1), Aleksander Olkowski (3), Johann Niklas Malta, Miroslav Nedoma (1), Sebastian Naumann (3/davon 3 Siebenmeter).
Zeitstrafen: Oberlosa 4 / Heidenheim 5
Siebenmeter: Oberlosa 3/3 verwandelt / Heidenheim 1/2
Zuschauer: 445 (kare)